Es lässt sich
heutzutage feststellen, dass die Ballade um Robin Hood spätestens Mitte des
13. Jahrhundert um 1261/62 in England ziemlich verbreitet war, von damals sind
aber noch keine Texte überliefert worden.
In der englischen Literatur findet man Robins Erwähnung erst über 100 Jahre
später, 1377, und zwar in William Langlands "Piers Plowman", wo einer der darin
auftretenden Gestalten folgende Worte in den Mund gelegt werden:
"Ich
kann mein Vaterunser nicht so vollkommen
wie der Priester
Aber ich kenne Verse über Robin Hood und Randolph,
Graf von Chester"
Außerdem steht im Nachwort vermerkt, dass diese Legende schon ziemlich alt ist und aus der Zeit von 1261/62 (siehe oben) stammt..
In den damaligen Balladen hatte Robin Hood noch lange nicht die Rolle des Beschützers der Armen und Unterdrückten und auch nicht die des zu Unrecht geächteten Edelmannes, sondern trat (nur) als kühner Räuber auf, der ständig in blutige Auseinandersetzungen mit den mächtigen habgierigen Äbten und Bischöfen verwickelt war.
Außerdem gab es seinen Erzfeind,
den Sheriff von Nottingham, noch lange nicht. Dafür waren aber verschiedene
Personen (die man auch bei mir unter weitere
Charactere finden kann) schon überliefert, z.B. Little-John,
Will Scarlett oder Much Millerson.
Andere Figuren, z.B. Lady
Marian und Bruder Tuck kamen erst später
hinzu und diese beiden Figuren
wurden erst Teil der Legende, als Robin Hood schon ein fester Bestandteil der
englischen Maifestspiele war und eine weibliche Gegenspielerin brauchte.
Die ersten schriftlich festgehaltenen Balladen über Robin Hood sind das leider unvollständige Manuskript "Robin Hood and the Monk" (= "Robin Hood und der Mönch"), das aus der Zeit um 1450 stammt und das älteste, vollständige Werk "Robin Hood and the Potter" (="...und der Töpfer) aus dem Jahre 1500.
Die wohl wichtigste Dichtung über Robin Hood, nämlich der berühmte "Gest of Robyn Hood" (etwa: "Das Wesentliche über Robin Hood"), die aus über 450 Versen á 4 Zeilen besteht, ist sogar in drei Fassungen (ca. 1512-15, 1515 und 1560) erhalten, die sich in der Universitätsbibliothek Cambridge sowie in den Nationalbibliotheken in London und Edinburgh befinden.
Außerdem sind noch einige Balladen-Fragmente
aus dem Spätmittelalter überliefert, die aber weniger umfassend und
damit wichtig für die Forschung sind. Durch die mündliche Überlieferung
der Legende bildete die Legende sich bis Beginn des 19. Jahrhunderts, wo sie
schließlich um die 40 Balladentitel umfasste.
Der Kulturforscher Ritson trug um diese Zeit alle ihm bekannten Balladen oder
auch nur Fragmente davon zusammen und veröffentlichte sie. Die Universitätsbibliothek
Oldenburg besitzt ein Exemplar dieses Werkes und bis heute prägt es unsere
Vorstellungen von dem Sozialrebellen Robin Hood der nicht mehr viel mit einem
gefürchteten Räuber gemein hat.
Viele weitere Folkloristen machten es ihm nach und versuchten, alte Balladen so detailiert wie möglich weiterzugeben, erwähnenswert ist vor allem der Havard-Folklorist Francis J. Child und seine Zusammenstellung von englischen und schottischen Volksballaden, Ende des 19. Jahrhunderts.
Die größte Aufmerksamkeit erregte aber Walter Scotts berühmter Roman "Ivanhoe", in dem Robin Hood zwar eine kleine aber nichtdestotrotz wichtige Rolle zu erfüllen hat und sich im Handumdrehen in die Herzen der Leser 'schießt'.
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