Richard I. Plantagenet

König von England

Wer war Richard Löwenherz? Schon seit über 800 Jahren ist er tot und er hat in seinem Leben nichts vollbracht, was wirklich "Epochenmachend" gewesen sein könnte.
Trotzdem, jeder, der sich auch nur ansatzweise mit Geschichte beschäftigt hat, kennt seinen Namen, den edlen Ritter, den guten König und den mutigen Helden, der auf den Kreuzzügen so tapfer gekämpft hat. Sein Name ist untrennbar mit Robin Hood und dem geknechteten sächsischen England verbunden, spätestens seit "Ivanhoe" von Sir Walter Scott oder dem Film "König der Vagabunden" mit Eroll Flynn in der Rolle des Robin Hood. Doch was ist denn jetzt Wirklichkeit von all dem und was Dichtung?

Eins ist sicher, nicht umsonst hat ihn der englische Historiker Steven Runciman so beschrieben:
Er war ein schlechter Sohn, ein schlechter Gatte und ein schlechter König gewesen, aber ein kühner und großartiger Krieger.

Diese Seite erhält Kurzinformationen zu folgenden Themen:

Richards Kindheit

Herzog Richard

Familienkrieg

Kronprinz Richard

König Richard

Richard 'Löwenherz'

Richards Gefangenschaft

Das Ende

 

Kindheit

Richard Plantagenet, Sohn von Heinrich II Plantagenet und Eleonore von Aquitanien, wurde am 8.September 1157 in Oxford geboren. Richard wuchs hauptsächlich auf den Ländereien seiner Mutter auf, im sonnigen Frankreich, England betrat er kein einziges Mal.

Herzog Richard

Da er erst der drittälteste Sohn neben Wilhelm und Heinrich Plantagenet hatte er erst wenige Aussichten auf die englische Krone. Kronprinz Wilhelm starb aber schon nach wenigen Jahren, sodass er schon an zweiter Stelle kam. Seine Mutter Eleonore setzte für ihren Lieblingssohn durch, dass er auch so nicht zu kurz in der Erbfolge kam und so wurde er schon im Alter von 16 Jahren der Herzog von Aquitanien gesalbt.

Familienkrieg

Im Jahr 1173 fand nun das erste mal das statt, was man später als den "Fluch der Plantagenets" bezeichnen würde, ein Familienkrieg. Heinrich II. wollte seinem jüngsten Sohn Johann (ebenfalls aus ‚Robin Hood' bekannt) mehrere Ländereien vermachen, die aber Teile von Anjou waren. Anjou war aber seinen Sohn Heinrich zugesprochen worden.
Dieser bestand daraufhin auf seine Herrschaftsrechte in den genannten Staaten (Anjou und die Normandie), was sein Vater ihm aber verweigerte. Daraufhin erklärte Heinrich seinem Vater den Krieg und verbündete sich mit dessen größtem Feind, dem König von Frankreich. Nach kurzer Zeit schlossen Richard und sein jüngerer Bruder Gottfried sich ihm an und der Krieg begann.
Heinrich II. von England warb ein großes Heer von Söldnern an und schaffte es schließlich, den König von Frankreich und die Plantagenet'schen Söhne zum Strecken der Waffen zu bewegen. Eleonore von Aquitanien, die sich mit ihren Söhnen zusammengetan hatte, wurde für die nächsten 17 Jahre eingesperrt, Richard und die anderen blieben allerdings frei.

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Kronprinz Richard

Neun Jahre später, am 11.Juni 1183, starb Kronprinz Heinrich an einem Fieber. Richard wurde also Kronprinz.
Sein Vater schlug ihm daraufhin vor, Aquitanien an den 15jährigen Johann zu vermachen und selbst die Normandie und Anjou zu übernehmen, aber Richard weigerte sich.
Daraufhin kam es zu einem weiteren Familienkrieg, denn Heinrich erlaubte seinem jüngsten Sohn Johann, sich das Land mit Waffengewalt zu holen, was Richard sich natürlich nicht gefallen ließ. Zusammen mit seinem Bruder Gottfried erklärte er seinem Vater wieder den Krieg. 1184 verbündete Richard sich mit dem neuen Französischen König, Philip August von Frankreich, gegen seinen Vater und der Familienkrieg erreichte seinen Höhepunkt.
Als Gottfried 1186 starb, wurde der Krieg ein Kampf zwischen Vater und Sohn, denn der Jüngst, Johann, um den es eigentlich ging, hielt sich erst aus dem Krieg heraus.
1189 lief er schließlich zu seinem Bruder und Philip von Frankreich über. Obwohl Heinrich Plantagenet schon todkrank war, schaffte er es, seine Söhne zu besiegen, doch kurze Zeit später starb er in London.
Der Sage zufolge, soll er an dem Schock gestorben sein, dass sein Lieblingssohn Johann gegen ihn in den Krieg gezogen war.

König Richard

Richard wurde am 3.September 1189 in Westminster Abby zum König über die Normandie und alle dazugehörigen Besitztümer gekrönt, zu denen auch England gehörte.
Statt sich näher mit seinen Ländereien zu befassen, nahm er schon drei Monate später das Kreuz und zog nach Süden, um Jerusalem für die Christen zu erobern.

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Richard 'Löwenherz'

Bei Vezelay in Burgund versammelten Richard und sein alter Freund, der französische König Philipp August im Sommer 1190 ihre Heere. Im September trafen die Kreuzfahrer in Messina auf Sizilien ein.
Das rücksichtslose Auftreten der Engländer führte schnell zu Spannungen. Nach offenen Streitigkeiten mit den Bürgern stürmte Richard kurzerhand die Stadt. Seinen berühmt gewordenen Beinamen "Löwenherz" soll er hier erworben haben.
Im April 1191 verließen die englischen Truppen nach den Franzosen die Insel. Auf dem Weg nach Palästina eroberte Richard die unter byzantinischer Herrschaft stehende Insel Zypern und verkaufte sie zur Finanzierung des Feldzugs gleich wieder an den Templerorden. Im Mai 1191 heiratete er Berengaria von Navarra, da ihr Vater, Sancho von Navarra, ihm dafür Truppen lieferte, die er gerade sehr nötig hatte. Wenig später traf die Truppe dann in Akkon ein. Während der folgenden 16 Monate führte Richard einen erbitterten Kampf mit wechselndem Kriegsglück um die Rückeroberung Jerusalems. Gekämpft wurde tapfer, aber auch grausam. Fast 3.000 muslimische Gefangene ließ der englische König nur deshalb hinrichten, weil das Lösegeld für ihre Freilassung nicht rechtzeitig eintraf. Das Ziel des Kreuzzugs, die Wiedergewinnung der Heiligsten Stätten, wurde indes nicht erreicht. Der Kriegszug endete mit einem Waffenstillstand. Jerusalem verblieb den Muslimen.

Gefangenschaft

Philip August von Frankreich hatte sich völlig mit Richard überworfen und war schon 1191 wieder nach Frankreich zurückgekehrt. Da er gerne die reichen Ländereien aus der Normandie in seinen Besitz gebracht hätte, ging er ein Bündnis mit Richard Bruder Johann ein, der selbst der König von England werden wollte und dafür sogar die Normandie zu opfern bereit war. Durch alarmierende Nachrichten aus der Heimat getrieben, brach Richard 1192 wieder nach England auf. Kurz vor Weihnachten dieses Jahres wurde er von einem weiteren Feind, Leopold von Österreich, bei der Durchquerung von dessen Ländereien gefangen genommen und an den deutschen König ausgeliefert. Nach der Legende wurde Richard, von dem keiner mehr etwas wusste, von seinem Freund und Sänger Blondel de Nesle entdeckt. Er soll durch Deutschland gezogen sein und dabei immer ein Lied gesungen haben, dessen Text nur wenigen Bekannten von Richard bekannt war. Als er dann zu der Burg kam, in der Richard gefangen gehalten wurde (in manchen Legenden ist es Trifels, in anderen Dürnstein), soll Richard das Lied gehört und weitergesungen haben. Schließlich wurde Richard für die stolze Summe von 150 000 Silbermark freigelassen, seine inzwischen über 70jährige Mutter reiste eigenhändig nach Deutschland, um auf das Geld aufzupassen. Nach über einem Jahr Gefangenschaft wurde Richard im Februar 1194 endlich freigelassen, nachdem er Deutschland den Lehnseid geschworen hatte. So schnell wie möglich kehrte er nach England zurück, wo er von seinem Volk mit Jubel begrüßt wurde.

Das Ende

Aber schon kurze Zeit später wurde Richard wieder fortgeholt, Frankreich erklärte England den Krieg und schon wenige Monate nach seinem Eintreffen musste Richard wieder in den Krieg ziehen. Die restlichen Jahre seines Lebens verbrachte Richard mit mehreren Kämpfen auf französischem oder auch normannischen Boden und wurde schließlich 1199 bei der Schlacht um die Burg Chanus von einem Pfeil in die Halsbeuge getroffen. Eine Wunde, an der er acht Tage später am 6. April 1199 im Beisein seiner Mutter starb. Kinderlos gestorben wurde sein Bruder Johann, der als einzig übriggebliebener Sohn der Familie Plantagenet, zum König von England gekrönt.

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weitere Infos:

Richard Löwenherz in der Robin Hood - Legende

 

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